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Cover des Albums "MRA" von Emel: Sängerin Emel vor rotem Hintergrund stehend mit knallrot geschminkten Lippen und streng zurückgebunden Haaren in einen glänzenden blau-silbernen Umhang gehüllt

"MRA" - Globaler feministischer Elektro-Pop von Emel

Stand: 08.05.2024, 13:28 Uhr

Emel wurde als Stimme der Jasmin-Revolution bekannt. Heute ist sie die weltweit erfolgreichste tunesische Sängerin und Songwriterin. Ihr fünftes Album "MRA" ist ein feministisches Statement in fünf Sprachen, verpackt in globalem Elektropop.

Von Anna-Bianca Krause

Emel Mathlouthi, Artistname Emel, lieferte 2011 mit ihrem Song "Kelmti Hora" die Hymne zum Arabischen Frühling und wurde zur Stimme der Jasminrevolution. Das Video, in dem sie in einem leuchtend roten Mantel in einer riesigen Menschenmenge mitten in Tunis steht und singt, ging viral. Emels Songs waren zu dieser Zeit in Tunesien, damals ein autokratisches Land unter Diktator Ben Ali, längst im Fernsehen und Radio verboten und sie lebte schon im Exil. Vom Image der Protestsängerin hat sie sich gelöst, ihre Gesänge liegen inzwischen über Beats und elektronischen Sounds. Doch geblieben ist die politische Haltung der Sängerin und Songautorin und ihr Mut, die Dinge beim Namen zu nennen. Auch auf ihrem neuen, fünften Album "MRA".

100% weiblich

"MRA" – in diesen drei Buchstaben steckt alles, was das Album ausmacht: MRA ist auf Arabisch "die Frau" (anders geschrieben zwar, aber genauso ausgesprochen). Emel fordert mit den neuen Songs: Freiheit für alle Frauen in der Familie, der Gesellschaft und als Künstlerin. Und um zu zeigen, was sie damit meint, hat sie das Album zu 100 % mit Frauen und queeren Kollaborateurinnen gemacht: Technik, Produktion, Management, Design, Musik, Gesang .... Bislang hatte Emel vor allem mit Männern gearbeitet, dem setzt sie nun ganz bewusst diese feministische Produktion entgegen. Auch am Mikrofon mit weiblichen Stimmen aus zig Kulturen, die mit ihr singen und rappen.

Sprach- und Stildiversität

Emel wollte musikalisch Regeln brechen und sich auch hier alle Freiheiten nehmen. Sie spielt mit Hip Hop, Batucada, Reggaeton, Trap, Drum ’n‘ Bass und natürlich auch nordafrikanischer Musik. Meist entsteht dabei eine Art globaler Elektropop, mal massiver, mal dezenter.

Da die Sängerinnen und MCs aus Nigeria, Brasilien, Frankreich, Iran, Irak, Ukraine, Algerien, UK und Mali kommen, wird in fünf Sprachen und drei Dialekten gesungen. Darunter die schwedisch-irakische Rapperin Nayomi, die malische Rapperin Ami Yerewolo, die persische Rapperin Justina oder die algerisch-französische Sängerin Camelia Jordana.

Mit letzterer gelingt Emel ein berührend freischwebender Song, der aus dem Gespräch mit einer missbrauchten Transfrau entstanden ist. Jede Künstlerin hat ihre Sprache, ihre Perspektive und ihren Style mitgebracht, das macht "MRA" zu einem wunderbar polyglotten Sprachmix. Emels Stimme ist das magnetische Zentrum, aber die Gaststimmen gehen alle auch unter die Haut.