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Global Pop News 27.03.2024

James Blake fordert kostenlose Therapie für Artists

Stand: 27.03.2024, 12:20 Uhr

Musiker:innen häufiger von Depression betroffen | Neuer Song von Mdou Moctar | Neue Studie über Diskriminierung von Frauen in der Musikbranche | Berliner Kulturzentrum Yaam sichert sich Club-Gelände | Unsere News aus der Welt des Global Pop.

Von Anna Kravcikova & André Mamengui

Der Londoner Sänger und Musikproduzent James Blake ist nicht nur in seinen Songs sehr ehrlich, sondern er geht auch seit Jahren offen mit seiner Depression um. In einem neuen Thread auf X fordert er jetzt kostenlose Therapie für Künstlerinnen und Künstler. Dabei sollen vor allem Major Labels, Agenturen und Management-Firmen in die Verantwortung gezogen werden, denn sie hätten laut Blake alle "ein persönliches Interesse daran, dass der Künstler erfolgreicher wird". Das bedeutet gleichzeitig auch, dass er zum Beispiel auf Tour von seinen „Unterstützungssystemen“ wie Familie und Freunden getrennt wird. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass das Risiko von psychischen Erkrankungen steigt, wenn man sein gewohntes Umfeld verlässt. Der Tour-Stress und der mediale Druck kommen noch hinzu. Studien belegen außerdem, dass Musiker bis zu dreimal häufiger an Depressionen leiden als die Allgemeinbevölkerung.

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James Blake wirft Major Labels in seinem Post vor, dass sie vom Trauma der Künstlerinnen und Künstler profitieren würden. Solange der Mensch funktioniert, würden sie Geld mit Songs über Depressionen oder negative Erfahrungen machen. Aber das sollte auch heißen, dass sie den Artists bei der Bewältigung der Probleme helfen, so Blake. Er stellt klar, dass er nicht fordert, dass jedes Label einen eigenen Haus-Therapeuten hat. Major Labels sollten jedoch die Kosten für die Therapie zahlen. Denn es ist oft unmöglich, schnell einen Therapieplatz zu finden, der vom staatlichen Gesundheitsdienst finanziert wird. Wenn das Label auch private Therapie bezahlen würde, dann würde sich das auf lange Sicht auch finanziell für die Labels lohnen, sagt James Blake: Denn viele Tourneen werden wegen psychischen Problemen abgesagt.

Neuer Song von Mdou Moctar

Mdou Moctar ist Wüstenbluesmusiker aus Niger und mit seiner gleichnamigen Band international bekannt. Er und die Band-Mitglieder gehören dem Tuareg-Volk an, welches hauptsächlich in Niger, Mali und Algerien lebt. Jetzt hat das Quartett einen neuen Song namens "Imouhar" rausgebracht. Es ist die klassische Touareg-Percussion aus der Sahara und eine sehr dominante E-Gitarre zu hören. Leadsänger und Gitarrist Mdou Moctar singt darauf von Identität und davon, seine Kultur zu bewahren. Er ruft das Volk der Tuareg dazu auf, ihre Sprache namens "Tamasheq" zu bewahren, da sie vom Aussterben bedroht ist. Es werde meistens nur noch Französisch gesprochen, so Moctar. Er sei einer der wenigen bei den Tuareg, der die Tamasheq-Sprache noch schreiben kann. Und er hat große Angst davor, dass in hundert Jahren kaum jemand die Sprache beherrschen könnte.

Der Song kündigt das neue Album "Funeral for Justice" an, welches Anfang Mai erscheint. Es wird ein sehr politisches Album sein, denn seit dem Militärputsch in Niger im letzten Sommer sind die Menschen dort in Gefahr, vor allem das Tuareg-Volk. Moctar sagt, dass die Probleme der terroristischen Gewalt in Afrika viel ernster sind als in den Jahren zuvor. Dabei sehen er und seine Band-Mitglieder auch eine Schuld bei der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. Mdou Moctar wendet sich auf dem Album auch direkt an die politischen Leader auf dem afrikanischen Kontinent und fordert sie auf, die Kontrolle über die rohstoffreichen Länder in Afrika zurückzugewinnen, um nicht alles Europa oder den USA zu überlassen. Er stellt klar, dass er nichts gegen Frankreich oder die USA habe, aber er unterstütze ihre – so sagt er – "manipulative Politik und das, was sie in Afrika tun, nicht".

Neue Studie über Diskriminierung von Frauen in der Musikbranche

Eine neue Untersuchung aus Großbritannien zeigt, dass Frauen es nach wie vor sehr schwer im Musikbusiness haben. Laut dem neuen Bericht hat über die Hälfte der britischen Musikerinnen schon mal Diskriminierungserfahrungen gemacht. Der Bericht spricht von einer "alarmierenden Ungleichheit zwischen den Geschlechtern". Die Daten basieren auf einer Befragung des Musiker-Zensus, ein langfristiges Projekt der britischen Organisation "Help Musicians" und der Musikergewerkschaft. Die Ergebnisse zeigen, dass jede dritte befragte Musikerin innerhalb der britischen Musikbranche schon mal sexuell belästigt wurde. Musikerinnen seien im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen auch über sexuelle Belästigung hinaus viel stärker betroffen von Diskriminierung und strukturellen Hindernissen für die Karriereentwicklung.

Es gibt vor allem bezüglich der Bezahlung große Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen verdienen grob 2.000 Pfund weniger im Jahr als ihre männlichen Kollegen für den gleichen Job. Und unter den Großverdienern mit mehr als 70.000 Pfund im Jahr sind nur 19% Frauen. Dazu kommt der intersektionale Aspekt: Musikerinnen, die Schwarz sind, asiatische Herkunft haben oder einer anderen ethnischen Minderheit angehören, verdienen nochmal deutlich weniger als weiße Frauen. Dadurch erfahren sie Mehrfachdiskriminierung. Die Daten der Erhebung stammen aus dem letzten Jahr. Über 5.000 Musikerinnen aus Großbritannien wurden dafür befragt. Sie waren mindestens 16 Jahre alt und haben mit Musik Geld verdient oder es in naher Zukunft  beabsichtigt. Das Ziel der Studie ist es, Hindernisse und Probleme aufzuzeigen, mit denen Frauen in ihrer Karriere als Musikerinnen konfrontiert sind.

Berliner Kulturzentrum Yaam sichert sich Club-Gelände

Nach jahrelangen Verhandlungen gibt es jetzt endlich Gewissheit: Das YAAM in Berlin-Friedrichshain darf an seinem Standort bleiben. Seit 2014 befindet sich das Projekt an der Schillingbrücke und der Vertrag wäre tatsächlich in ein paar Wochen ausgelaufen. Wie auf dem Instagram-Kanal bekannt gegeben wurde, beträgt die neue Laufzeit bis zu 30 Jahre. Der neue Mietvertrag bedeutet nicht nur die Möglichkeit, das Gelände und das marode Hallendach zu renovieren, sondern war auch Voraussetzung für ein Fördergeld von 800.000 Euro von der Lotto Stiftung Berlin.

Das YAAM ist für den Standort Berlin und die Diversität der dortigen Clubkultur ein enorm wichtiges soziokulturelles Projekt. Gegründet 1994 in der Hauptstadt, war es seither eine wichtige Plattform für die Berliner Musik- und Kulturszene. Untergrundmusik aus aller Welt und Street-Art sind dort zuhause. Rapper wie Megaloh oder JuJu Rogers haben dort schon aufgetreten, aber auch internationale Acts wie Pat Thomas aus Ghana oder BANTU standen bereits auf der Bühne des YAAM. Seit Juni 2020 konnte aufgrund von unzureichendem Sicherheitszustand der Ufermauer und der Halle keine Party oder Konzert mehr veranstaltet werden, da der Club von der Bauaufsicht geschlossen wurde. Dies führte zu finanziellen Verlusten. Durch den neuen Mietvertrag gibt es jetzt eine große Chance, zu sanieren und den Club wieder auf die Beine zu stellen.

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