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Cover des Albums "Ye Ankasa / We Ourselves" von Jemba Grooves: Zeichnung eines Tals mit Blick auf einen Flusslauf der in Richtung einer Bergkette fließt

Sanfte Rebellion mit Jembaa Grooves "Ye Ankasa / We Ourselves"

Stand: 21.04.2024, 00:00 Uhr

Jembaa Groove sind die Smooth Operator mit den sanften Afrorhythmen. Die Berliner verbinden Highlife aus Ghana, Afrobeat aus Nigeria, amerikanischen Funk und Jazz zu einem geschmeidigen Sound. Auf ihrem zweiten Werk "Ye Ankasa / We Ourselves" werden alte Helden zu neuen Freunden.

Von Adrian Nowak

Jembaa Groove: "Ye Ankasa / We Ourselves"

COSMO Album der Woche 22.04.2024 02:50 Min. Verfügbar bis 23.04.2025 COSMO


Berlin, irgendwann im Lockdown. Während die Welt still steht und viele Bands gezwungen sind, ihre Gigs abzusagen, chillen zwei Musiker mit ihren Kids auf einem Spielplatz und schmieden Pläne für die Zukunft. Yannick Nolting ist Bassist mit Hintergrund im Latin- und Jazz-Bereich, Eric Owusu Sänger und Perkussionist, der schon mit Ghanas Musik-Ikonen Pat Thomas und Ebo Taylor auf der Bühne stand. Beide beschließen eine neue Band zu gründen: Jembaa Groove, frei übersetzt: "Den Groove zum Leben erwecken".

Und genau das tun sie kurz darauf mit vier Kollegen, aufgrund des Lockdowns haben viele befreundete Musiker Zeit, um mit ihnen im Studio zu jammen. 2022 erscheint das Debut "Susuma", auf dem sie Highlife aus Ghana, Afrobeat aus Nigeria mit amerikanischem Jazz und Funk mischen. Dazu kommt Erics angenehmer Gesang auf Twi und Ga, zwei Sprachen Ghanas.

Alte Helden und neue Freunde

Auf ihrem neuen Werk "Ye Ankasa / We Ourselves" verfeinern sie ihre Klangformel und bekommen prominente Hilfe. Die beiden Spielplatz-Papas thematisieren auf "Agya" Vaterfreuden zusammen mit einem ihrer eigenen musikalischen Väter: Gyedu-Blay Ambolley. Der Highlife-Veteran prägt seit den 70ern mit tiefem Sprechgesang und funky Rhythmen die Musik Ghanas. Ein jüngerer Gast ist der in Sheffield lebende Ghanaer K.O.G., der "Sweet My Ear" mit seinen entspannten Zeilen ergänzt. Fürs Album entscheidend ist die Beteiligung des Gitarristen und Produzenten Kwame Yeboah, Jugendfreund von Frontmann Eric und ein umtriebiger Tausendsassa, der mit Größen wie 00er Jahre Popstar Craig David, Folk-Musiker Cat Stevens, oder Pat Thomas, der Golden Voice of Ghana, gearbeitet hat. Neues, festes Bandmitglied ist der Kubaner Daniel Allen Oberto, der in Songs wie "Dabia" verhallte Trompetensoli spielt. Grundlage der meisten Stücke sind Beatgerüste, die Yannick zu Hause vorproduziert hat und später von der Band live einspielen lässt. Allerdings wird auf dem neuen Album auch mehr improvisiert als zuvor. "Namo" und das "Outro" sind sogar komplett aus spontanen Jam Sessions entstanden.

Revolution, Engagement und Freiheit

"Ye Ankasa / We Ourselves" bedeutet so viel wie "Wir Selbst" auf Twi bzw. Englisch, Unabhängigkeit und Selbstfindung sind die zentralen Themen auf dem Album. So singt Eric in "Dabia" über den alltäglichen Hustle, und betont, dass wir für das, was uns wichtig ist, auch kämpfen müssen. Von diesen persönlichen Zielen geht es in "Makoma" über zu allgemeinem Betrachtungen. Das Stück samplet Kwame Nkrumah, den ehemaligen ghanaischen Präsidenten, der das Land 1957 in die Unabhängigkeit geführt hat. In seiner Rede spricht er vom Kampf gegen Imperialismus, Kolonialismus und Neo-Kolonialismus - Brennpunkte, die immer noch relevant sind. Trotz der engagierten Texte kommt das Album sehr entspannt rüber. Verspielte Gitarrenlicks, lockere Drum Grooves, quirlige Keyboard-Tupfer und sanfte Bläsersätze verknüpfen sich zu einem flauschig-weichen Soundteppich. So kann "Ye Ankasa / We Ourselves"  eine Auszeit vom hektischen Alltag werden - voller Leichtigkeit, Soul und Gefühl.