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Manu Dibango

Unverkennbarer Afro-Jazz

Manu Dibango

Stand: 15.03.2021, 12:59 Uhr

Er gehörte zu den ersten afrikanischen Musikern, die international von sich Reden machten. Selbstbewusst, intelligent, kritisch, einem Glas Whiskey und dem, was sonst noch so brennt, nie abgeneigt, hat Manu einen Afro-Jazz-Stil geschaffen, der vor allem eines ist: unverkennbar.

Geboren am 12. Dezember 1933 in Douala, Kamerun, kam er mit nichts als 3 Kilo Kaffee als Schulgeld nach Frankreich, damals 15 Jahre alt. Noch während seines Internataufenthalts lernt er Francis Bebey kennen und entdeckt nach dem Piano das Saxophon. Dann fliegt er durch die Prüfung, weil er nach ständigen nächtlichen Auftritten einschläft in der Schule. In Brüssel, wo er sich als Kneipenmusiker durchschlägt, trifft er auf Joseph Kabasele, mit dem er erstmals afrikanische Musik spielt und mit dessen Band African Jazz er ins junge unabhängige Zaire geht: "Independence Cha Cha" wird legendär.

Auf zu neuen Ufern

Über die Zwischenstation Kamerun kehrt er nach Paris zurück, wird dort von Dick Rivers und Nino Ferrer engagiert. 1969 startet er seine eigentliche Solokarriere, und es ist eine Hymne zu Ehren des achten African Cups, der 1972 in Yaoundé stattfindet, die seine Musik auf die Tanzflächen katapultiert. "Soul Makossa" nennt sich das jazzige Kultstück, das ihm auch Tür und Tor in den USA öffnet, wo er auf Tournee geht. Gastaufenthalte in der Elfenbeinküste folgen, Zusammenarbeiten mit ghanaischen und nigerianischen Musikern ("Home Made"), u.a. auch mit Fela Kuti, mit Sly Dunbar & Robbie Shakespaeare taucht er in die jamaikanische Musik ein.

"Wakafrika"

In den 1980ern treibt er die afrikanische Musik weiter in die Moderne voran: "Waka Juju", "Abele Dance" und "Afrijazzy" sind Platten, auf denen auch HipHop-Elemente einfließen und Hancock, Laswell oder Masekela ihre Kontributionen abliefern. Seine bekannteste Veröffentlichung der späteren Jahre ist aber ohne Zweifel "Wakafrika", das er sich zum 60.Geburtstag schenkt und das mit Gastauftritten der Größten aufwartet: Youssou N'Dour, Angélique Kidjo, King Sunny Ade, Ray Lema und Salif Keita sind hier versammelt. Dibango schreibt Filmmusiken, heimst reichlich Preise ein, wird Ehrenbürger hier und dort. "Kunst ist ein Begriff aus dem Westen.

Magie der alten Jazzbigand-Zeiten

Im traditionellen Afrika hat er keinerlei Bedeutung", kommentiert er die Käuflichkeit von Kultur. Manu Dibango lebte zuletzt in Paris, wo er noch als über 70-Jähriger in alter Frische ein neues Projekt vorstellte: Die Maraboutik Big Band griff auf die Magie der alten Jazzbigband-Zeiten à la Ellington zurück, gewürzt mit Makossa, Afro-Funk und Afro-Jazz.

Manu Dibango stirbt im März 2020 mit 86 Jahren an einer Covid-19-Infektion in einem Pariser Krankenhaus.

Diskografie (Auszug):

  • Saxy-Party (1969, Mercury)
  • Manu Dibango (1971, Fiesta)
  • Soul Makossa (1972, Fiesta)
  • Afrovision (1976, Fiesta)
  • Happy Reunion (1988, Mélodie)
  • Wakafrica (1993, Arcade)
  • Papa Groove (1996, WMD)
  • CubAfrica (1998, Celluloid)
  • Mboa'Su (2000, JPS)
  • Kamer Feeling (2001, JPS)
  • From Africa (2003, Blue Moon)
  • Lion Of Africa (2007, Global Mix)
  • Past Present Future (2011, Border Blaster)
  • Balade En Saxo (2014, EXO)
  • Waka Juju (2020, Soul Makossa)