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Eine Frau hört sich fröhlich Musik über Kopfhörer am Meer an.

Global Pop News 17.04.2024

Musikalische Bildung macht Menschen zu besseren Mitarbeiter:Innen

Stand: 17.04.2024, 12:54 Uhr

Studie zeigt, dass das analytisches Denken starkt ausgeprägt ist | US-Justizministerium bereitet Klage gegen Live Nation Entertainment vor | Doku: "HipHop & The White House" | Unsere News aus der Welt des Global Pop.

Von Vincent Lindig & Anna Kravcikova

Diana Tolmie, Senior-Dozentin an der Griffith University in Brisbane, hat 165 Personen aus Australien befragt, die entweder Berufsmusiker sind und parallel einen anderen Job haben, früher mal Profimusiker waren oder solche, die eine musikalische Ausbildung haben, aber dann doch in einem anderen Bereich Karriere gemacht haben. Heißt: Ausschließlich Leute, die intensiven Kontakt mit Musik als Beruf hatten und heute in anderen Bereichen arbeiten. Für ihre Studie hat sie diese Personen zu ihren Skills und Qualitäten im Bereich Arbeit und Organisation befragt.

Diese Aussagen hat sie dann wiederum von Arbeitskollegen der Befragten bestätigen oder falsifizieren lassen. Die gaben an, vor allem Lernbereitschaft, Verlässlichkeit und eine professionelle Arbeitshaltung bei ihren musikalisch gebildeten Kollegen beobachtet zu haben. Die Befragten arbeiteten unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Wissenschaft, Bauindustrie, Finanzen und Recht. Ihre Ergebnisse hat sie vor Kurzem in einem TEDx Talk vorgestellt: "Ich habe mehrere Qualitäten festgestellt, die nicht überraschen", sagt Diana Tolmie dort.

"Die Fähigkeit, selbstständig und im Team zu arbeiten und ein gutes Zeitmanagement. Was ich nicht erwartet habe: Die herausragende Fähigkeit, analytisch zu denken. Durch Jahre des sehr breiten Trainings sind die Gehirne von Musikern und Musikerinnen anders vernetzt. Sie haben mehr graue Zellen und neuronale Kanäle, daher mehr Vernetzung. Daher können sie bei Problemlösungen besser das große Bild erfassen und mögliche Lösungen vorhersehen". Diana Tolmie

US-Justizministerium bereitet Klage gegen Live Nation Entertainment vor

Laut The Wall Street Journal steht Live Nation Entertainment, dem wohl größten Ticketing- und Musikpromotionunternehmen der Welt, juristischer Ärger ins Haus. Das hat mit der 2022er "Era-Tour" von Taylor Swift zu tun: Tickets waren sofort ausverkauft und wurden zu astronomischen Preisen wiederverkauft, das exklusive Verkaufssystem von Live Nation Entertainment ging in die Knie. Unter anderem wegen dieser Vorgänge hat die Firma jetzt wegen des Vorwurfs unfairer Geschäftspraktiken und Machtmissbrauch das US-Justizministerium im Nacken.

Der Vorwurf einer Untersuchung des US-Justizministeriums lautet, dass die Konzertpromotion und das Ticketing von Live Nation den Wettbewerb auf dem Live-Musikmarkt untergraben haben, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen. Der heutige Live Nation Entertainment Konzern ist 2009 durch die Fusion der Firma Ticketmaster, die damals schon 80 Prozent der Tickets der großen Live Events in den USA verkauft haben, und Live Nation, einer Promotionagentur entstanden. Heute kontrolliert Live Nation Entertainment laut eigener Aussage über 300 große Veranstaltungsorte wie Stadien und Hallen, die exklusive Verträge mit Live Nation Entertainment haben. Aber auch Artists wie Bad Bunny, Red Hot Chili Peppers oder Nicki Minaj haben exklusive Verträge – das geht den Behörden jetzt anscheinend zu weit. Nach Informationen des Wall Street Journal ist die entsprechende Klage des Justizministeriums noch im kommenden Monat zu erwarten.

Neue Doku "HipHop & The White House" kommt

HipHop ist die einflussreichste Musikkultur der Welt – jetzt ist eine neue Doku auf dem Weg, die den Einfluss von US-HipHop auf die Politik des Landes nachvollzieht. Die ist der erste Teil einer Serie, die "&360" heißt und den Einfluss Schwarzer Kultur auf die US-Gesellschaft aufzeigen will – und in diesem ersten Teil geht es eben um HipHop und die politische Landschaft der USA. Produziert wurde die Doku von Atlantas Rapikone Jeezy, der auch als Erzähler fungiert und außerdem noch Common, YG, und Roxane Shanté für das Projekt gewinnen konnte. Aber auch die Demokratische Politikerin Maxine Waters, die für Entschädigungsforderungen der Nachkommen von versklavten US-Amerikanern bekannt geworden ist, kommt zu Wort. In der Doku geht es um den langen Weg der HipHop Kultur als Stimme, als sogenanntes CNN des Ghettos in den späten 70ern, über den polizeikritischen revolutionären Gangsterap von NWA in den 80ern bis heute.

Common erinnert an Kanye West, der 2005 nach der Hurricane-Katastrophe in New Orleans in einer Fernsehsendung sagte: "Präsident George Bush interessiert sich nicht für Schwarze Menschen!". Heute ist HipHop ein mächtiger gesellschaftlicher Faktor. Das zeigt das Beispiel von Ex-Präsident Barack Obama, der in seine berühmten Playlists eine Menge HipHop-Artists aufgenommen hat – und sich damit vor allem bei einer Schwarzen Wählerschaft beliebt gemacht hat. Das ist der große Bogen der Doku: Wie HipHop von einer randständigen, missachteten Jugendkultur zu einer mächtigen Musikkultur erwachsen konnte, die von Präsidenten umworben und befördert wird.